
Designer Tibor Kalman – Perverse Optimist
Es gibt Designer, die gestalten. Und es gibt solche, die Design als Mittel begreifen, die Welt infrage zu stellen. Tibor Kalman war letzteres – ein Unruhestifter mit Haltung.
Die Stadt Leipzig hat ein neues Corporate Design eingeführt – und die öffentliche Reaktion folgt dem bekannten Muster:
Zwischen „modern, aber seelenlos“ und „mutig, aber unverständlich“ schwankt die Wahrnehmung in Bevölkerung und Medien.
Die Diskussionen zeigen, wie schwer sich viele Menschen noch immer mit modernen Designsystemen tun – besonders, wenn es um Corporate Design für Kommunen geht.
Mit Ruhrmann Design an ihrer Seite sind Sie bestens gerüstet, um an allen digitalen und analogen Touchpoints zu glänzen und Ihre Ziele zu erreichen.
Kaum ein Thema entfacht in deutschen Städten so viel Emotion wie ein neues Stadtlogo.
Die Medien präsentieren Vorher-Nachher-Bilder, zitieren aus Agenturtexten über digitale Anwendbarkeit und gestalterische Evolution – und in den Kommentarspalten beginnt das vertraute Schauspiel:
„Mein Kind hätte das auch gekonnt.“
„Warum musste das alte weg?“
„Das sieht ja aus wie [beliebige andere Stadt].“
Dabei zeigt Leipzig exemplarisch, wie komplex die Einführung eines modernen kommunalen Corporate Designs heute ist – und wo die eigentlichen Missverständnisse liegen.
Aus professioneller Sicht ist das neue Erscheinungsbild handwerklich durchdacht:
Das Wappen wurde abstrahiert, Formen reduziert, Farben systematisiert.
Das Ergebnis ist ein flexibles, digitales Designsystem, das den Anforderungen moderner Kommunikation gerecht wird – skalierbar, reproduzierbar, konsistent.
Für Designer ist das nachvollziehbar.
Für Bürgerinnen und Bürger ohne gestalterischen Hintergrund bleibt es abstrakt.
Denn das neue Logo wird isoliert wahrgenommen, ohne Erklärung, ohne Kontext.
Und wo keine Geschichte erzählt wird, übernehmen Emotionen das Urteil.
In vielen Kommentaren fällt das Wort „austauschbar“.
Ein klassischer Vorwurf – aber selten fundiert. Gerade im Bereich Corporate Design für Kommunen sind visuelle Unterschiede im Ursprung ohnehin marginal.
In Sachsen beispielsweise teilen sich hunderte Städte und Gemeinden ähnliche Wappenformen, Farben und Symbole. Steht der Name der Gemeinde wie üblich in Helvetica oder Univers nicht neben dem Wappen, kann man hier auf den ersten Blick nur noch mit einem schon ungesunden Hang zur Heraldik unterscheiden. Differenzierung über das Logo allein ist also Illusion.
Wahre Unterscheidbarkeit entsteht erst durch konsequente Kommunikation:
Wie wird das Designsystem angewendet? Wie werden Tonalität, Typografie, Bildsprache und Gestaltung im Alltag umgesetzt?
Ein Logo ist nur der Ankerpunkt – das System drumherum macht die Marke lebendig.
Ja.
Es ist modular, medienübergreifend und bietet klare Strukturen für Verwaltung, Tourismus und Öffentlichkeitsarbeit.
Gerade im Kontext kommunaler Corporate Designs ist das ein Fortschritt, weil es interne Prozesse vereinfacht und externe Kommunikation vereinheitlicht.
Was fehlt, ist die emotionale Vermittlung. Ohne begleitendes Storytelling bleibt die gestalterische Idee unsichtbar. Und dann entsteht der Eindruck von Kälte oder Distanz – obwohl das System selbst funktional überzeugt.
Das eigentliche Problem liegt nicht im neuen Corporate Design – sondern in seiner Einführung.
Leipzig hat in der Kommunikation des Projekts so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann und das Ruder nicht in die Hand genommen. Das Ergebnis: Die Boulevardpresse und Socialmedia kommuniziert, das, was kickt und klickt, auch wenn es sachlich und fachlich falsch ist: 700.000 € für ein neues Logo. Empörung garantiert.
Die frühzeitige Einbeziehung der Leipziger Bürgerschaftist bei diesem Projekt schlicht unterblieben. Die Öffentlichkeit erfährt erst im Nachhinein von der neuen Gestaltung – und wundert sich, was hier gerade passiert ist und warum. Das Ergebnis: Petition, Empörung, Kommunikationschaos.
Kosten werden nicht transparent gemacht. Auch hier: mutige Strategie. Man lässt es laufen, Details sollen „nachgereicht“ werden – oder auch nicht.
Besonders doof: Das Projekt war in Teilen ohnehin notwendig, weil Kommunen durch die Barrierefreiheitsverordnung verpflichtet sind, ihre digitalen Angebote und damit auch Designsysteme anzupassen.
Wie bei vielen vergleichbaren Projekten in anderen Städten ist also durchaus wahrscheinlich, dass EU-Fördermittel aus Programmen wie EFRE oder ESF zum Einsatz kamen – was völlig legitim ist. Aber: Man kommuniziert es nicht. Keine Information über Fördersummen, keine Transparenz über den Finanzrahmen. Der Eindruck in der Bürgerschaft: Leipzig gönnt sich was, während viele andere Maßnahmen aufgrund des Haushalts auf der Strecke bleiben.
Und genau das erzeugt Misstrauen – nicht das Design selbst, sondern der Umgang damit.
Kurz gesagt: kommunikative Selbstsabotage mit Ansage.
Das neue CD? Nicht das Problem.
Aber wie es eingeführt wurde, ist ein Paradebeispiel dafür, wie ein gutes Designprojekt durch schlechte Kommunikation gegen die Wand fahren kann.
Um es besser zu machen als die Stadt Leipzig, braucht es nicht viel:
Das neue Corporate Design der Stadt Leipzig mag vielleicht kein Geniestreich sein, aber es ist eine schlüssige (und vor allen Dingen nötige) Weiterentwicklung.
Es erfüllt die Anforderungen moderner Medien, basiert auf einem durchdachten Designsystem und schafft die Grundlage für eine konsistente Kommunikation.
Dass es in der Bevölkerung zunächst auf Ablehnung stößt, ist kein Zeichen von Scheitern, sondern ein Zeichen von Gewohnheit.
Menschen müssen sich an Neues gewöhnen – gerade dann, wenn es ihr Stadtbild betrifft.
Vielleicht braucht Leipzig einfach etwas Zeit.
Oder eine bessere Geschichte, die erklärt, warum sich die Stadt visuell erneuert hat.

Es gibt Designer, die gestalten. Und es gibt solche, die Design als Mittel begreifen, die Welt infrage zu stellen. Tibor Kalman war letzteres – ein Unruhestifter mit Haltung.

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